EINIGE AKTEURE DER PRIGNITZER LAUFSZENE BEGLEITETEN ERNST WEHRSTEDT BEI SEINEM LETZTEN LAUF INS ZIEL. TORSTEN GOTTSCHALK

Moormeile mit vielen Emotionen

Lauflegende Ernst Wehrstedt verabschiedet sich aus der Szene / Teilnehmer unterstützen Krebshilfe.

Ein Beitrag von Torsten Gottschalk im Prignitzer vom 18. Oktober 2023.

Es war wohl die beeindruckendste Szene bei der Prignitzer Moormeile am vergangenen Samstag in Bad Wilsnack: Als Ernst Wehrstedt bei seinem Lauf über die 7,8 Kilometer auf die Zielgerade einbog, gesellten sich mehrere Laufsportler der Szenerie spontan zu ihm und begleiteten den 88-jährige Pritzwalker unter dem Beifall der vielen Besucher und Laufgefährten auf den letzten Metern bis über die Ziellinie.

PRIGNITZ-CUP-MITVERANSTALTER BERND ATZENROTH (R.) ÜBERREICHTE ERNST WEHRSTEDT EIN SHIRT MIT DEN UNTERSCHRIFTEN VIELER WEGBEGLEITER AUS DER PRIGNITZ. TOGO

Anhaltenden Applaus gab es für das Prignitzer Lauf-Ur-Gestein auch bei der abschließenden Siegerehrung. Wie Bernd Atzenroth vom Organisationskommitee des Prignitz-Cups mitteilte, bestritt Wehrstedt in der Kurstadt den wohl letzten Lauf seiner erfolgreichen Karriere. „Lieber Ernst, du wirst hiermit als erster Ehrenläufer des Prignitz-Cups ernannt. Du hast es einfach sowas von verdient“, sagte Atzenroth, der den Pritzwalker völlig zu Recht auch als Lauflegende betitelte.
Und dann zauberte ein weiteres Geschenk der Prignitz-Cup-Organisatoren ein strahlendes Lächeln in das Gesicht des Dauerläufers vom Pritzwalker-Lauftreff 04. Ein besonderes Laufshirt mit den Unterschriften einiger Sportlerinnen und Sportler der hiesigen Laufszene auf der Rückseite. „Das Shirt, lieber Ernst, ist als Erinnerung und Dankeschön gedacht“, erklärte Atzenroth dem Pritzwalker.
Die Erfolge von Wehrstedt (Jahrgang 1934) hier aufzuzählen, würde einfach den Rahmen sprengen. Unter anderem siegte er mehrfach in seiner Altersklasse bei seinem Lieblingsrennen – dem GuthsMuths-Rennsteiglauf. Auch beim Berlin-Marathon holte sich der Pritzwalker, der erst mit 50 Jahren überhaupt mit dem Laufen begonnen hat, mehrfach den Sieg in seiner Altersklasse.
Und auch bei der Laufserie um den Prignitz-Cup 2023 war Ernst Wehrstedt wieder einmal der älteste Teilnehmer (Jahrgang 1934) und gewann unangefochten in seiner Altersklasse M85.
Natürlich ist das „Laufwunder“ längst auch Mitglied im Moormeilen-Club, indem alle Läufer mit mindestens 15 Moormeilen-Teilnahmen aufgenommen werden. Neben Manfred Krakow aus Perleberg kommt der Pritzwalker auf 20 Starts in der Kurstadt.

NICOLE ULLMANN (L.) WAR VOM GESCHENK ANNETT URBANKS „SEHR GERÜHRT“. TOGO

Schon vor dem eigentlichen Start der 23. Moormeile wurde es emotional, als die Dallminerin Nicole Ullmann zu den Teilnehmern sprach und um Hilfe für Daniel Gerike warb. Der 35-Jährige ist an Lymphdrüsenkrebs erkrankt und braucht dringend eine Stammzellenspende, um zu überleben.
Deshalb sollten sich, so Ullmann, möglichst viele mit Unterstützung der DKMS registrieren lassen. „Wir wollen, dass Daniel weiter lebt“, beendete die auch in der Kinderkrebshilfe sehr engagierte Dallminerin ihre zu Herzen gehende Ansprache, die nicht wenigen Teilnehmern die Tränen in die Augen trieb.
„Der Aufruf ist bei den Leuten gut angekommen. Einige haben mich darauf angesprochen und wollten helfen. Wie viele sich letztendlich registrieren lassen haben, kann ich aber auch nicht sagen“, erzählt die engagierte Läuferin.
Das Lächeln kam bei Nicole Ullmann spätestens vor der abschließenden Siegerehrung zurück. Annett Urbank überreichte der Dallminerin überraschend eine kleine Aufmerksamkeit. Für jeden von ihr bei den sechs Teilnahmen beim Prignitz-Cup 2023 gelaufenen Kilometer spendete die Läuferin aus Ferbitz einen Euro für die Aktion „Knack den Krebs“ der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg. Insgesamt kamen 51 Euro dafür zusammen. „Das hat mich sehr gerührt. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass Annett meinem Aufruf gefolgt ist“, berichtet die Ullmann, die schon den nächsten Spendenlauf im Blick hat.
Am 10. Dezember organisiert sie zum dritten Mal den Weihnachtsmützenlauf in Dallmin. Und dort werden wieder reichlich Spenden für „Knack den Krebs“ zugunsten krebskranker Kinder gesammelt.